Gastbeitrag
von Marie (34), Mutter von Matti (6) zum Thema Kinderfreundschaften vs. Elternspannungen
Solange die Kinder noch klein sind, ist es mit den Dates einfach. Du suchst dir die sympathischsten Eltern in Kursen oder der Krippe aus, ihr verabredet euch zusammen mit den Kindern und schon steht entspanntem Klönschnack nichts mehr im Weg. Die Kinder spielen anfangs eher nebeneinander und mit Glück verstehen sie sich bald genauso gut wie die Eltern.
Doch irgendwann entscheiden die Kinder selbst, mit wem sie spielen und sich verabreden möchten. Ich wette, die meisten Eltern kamen dann auch mal in die Situation, dass der Gedanke an den neuen Freund und seine Eltern ein Augenrollen mit sich zog. Verabreden die Kinder sich bereits selbstständig, ist dies meist nebensächlich, solange kein „schlechter Umgang“ droht.
Mein Sohn Matti ist aber gerade erst 6 Jahre alt geworden und noch darauf angewiesen, dass ich Verabredungen für ihn organisiere. Das Verhalten von anderen Eltern, das ich in den letzten Jahren dabei beobachten musste, geht mir manchmal ziemlich auf den Keks.
Ausreden. Absagen. Immer wieder Vertrösten, bis der Nachwuchs endlich aufgibt
Und natürlich auf keinen Fall die Initiative ergreifen, wenn es um Ausweichtermine geht. Oft höre ich von anderen Müttern (ja, es sind immer die Mütter) im Kindergarten, dass sie Freundschaften unterbinden, weil Mutter oder Vater x „ja gar nicht gehen“. Zu Öko, zu Helikopter, zu streng, zu entspannt, zu anders. Die Vorwände kennen kaum Grenzen und Eltern versuchen stattdessen lieber, ihre eigenen Wunschkandidaten bei der Freundewahl zu pushen. Da bleibt mir echt die Spucke weg.
Ich finde es wirklich übergriffig, sich so über die Wünsche der Kinder hinwegzusetzen.
Mein Sohn zum Beispiel hat eine Freundin, die er schon kennt, seitdem er laufen kann. Jedes Mal, wenn sie zusammen sind, geht mir das Herz auf. Diese Vertrautheit, diese Verliebtheit… Man merkt, dass sie sich wirklich schon fast ein Leben lang kennen. Früher waren wir mit den Eltern des Mädchens befreundet. Doch es gab, je größer die Kinder wurden, immer mehr Differenzen zwischen uns Erwachsenen. Seitdem gibt es auch zwischen den Kindern kaum noch Verabredungen. Ich finde es nicht nur traurig, mit welcher Ignoranz die Eltern dem Wunsch ihrer Tochter begegnen, die immer wieder betont, wie gerne sie mal wieder mit Matti spielen möchte. Es macht mich richtig wütend. Ich war mehrfach dabei, als die Zwei aufgeregt von gemeinsamen Plänen gesprochen haben. Doch Treffen finden nur dann statt, wenn ich mal wieder über meinen Schatten springe.
Es fällt mir zunehmend schwerer, immer wieder diejenige zu sein, die sich den Kindern zuliebe bemüht. Immer wieder denke ich Dinge, die ich (zumindest den Eltern) so nicht schreiben kann und mag. Wenig Ich-Botschaften – gepaart mit einer Prise Vorwurf.
Warum ignoriert ihr die Wünsche eures Kindes einfach? Warum nehmt ihr euch selbst so wichtig, dass ihr nicht mal über euren Schatten springen könnt und den Kindern ein schönes Date ermöglicht?
Ich muss zugeben, dass ich selbst langsam anfange, Matti zu vertrösten. Allerdings nur, weil ich es nicht fertig bringe ihm das Herz zu brechen und ihm zu sagen, dass er seine Freundin wohl vergessen muss.
Eure Meinung?
Wie seht ihr das? Sollten Spannungen zwischen Eltern dafür verantwortlich sein, dass Kinderfreundschaften beendet werden oder der beste Freund fürs Leben ohne Elternzustimmung vielleicht niemals zum best Buddy wird? Haben Eltern das Recht, sich den Kinderwünschen in dieser Art und Weise so zu widersetzen?
Das kenne ich zum Glück nicht und es würde mich auch sehr nerven, wenn es bei jemandem überhaupt nie klappt mit einem Playdate.
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Hey,
durch Kinder-Kontakt entstand bei mir mit einer Mutter eine „Freundschaft“. Nach und mach entpuppte sich die Mutter jedoch als toxische Frau. Dies wirkte sich lange auch auf die Kinder-Kontakte auf und ich konnte das ganze nicht mehr ertragen. Immer wieder abwerten, schlecht machen, lügen. Und dann habe ich Schritt für Schritt den Kontakt minimiert und meine Tochter bestärkt andere Kontakte aufzubauen. Das war in Ordnung. Ich würde das nie einfach aus Antipathie machen. Aber an dieser Stelle wollte ich ganz egoistisch mich schützen. Klar hab ich mich dabei mal schlecht gefühlt, aber auch ich habe Bedürfnisse. Generell dürfen sich die Kids verabreden, mit wem sie wollen (solange in der Familie keine Gefahr droht). Aber da war meine Grenze überschritten.
Liebe Grüße
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Du sprichst mir von der Seele! Ich erlebte dieses egoistische Verhalten die gesamte Grundschulzeit, es war sogar so schlimm dass mein Sohn nicht zur Abschiedsfeier gehen wollte. Die Mütter hat etwas gegen mich und haben die Verabredungen ständig abgesagt oder unterbunden. Die einzige Möglichkeit für meinen Sohn mit jemandem zu spielen war ausschließlich wenn ich angeboten habe die Kinder bei uns zu Hause zu betreuen, dann aber gerne gleich das volle Programm mit Übernachtung und Bespannung. Bin froh dass wir die Schule gewechselt haben und dass mein Sohn sich endlich alleine verabreden kann.
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Wow. Das spricht mir so aus der Seele, dass mir beinahe die Tränen kommen. Mein Sohn ist 8 und ich spiele dieses schäbige Spiel bis heute mit- meinem Kind zuliebe. Immer wieder über meinen Schatten springen, Kontakt ausnehmen, und sooo wenig kommt zurück. Fällt schwer, das nicht persönlich zu nehmen.
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Ich kann dich so gut verstehen. Natürlich mag man nicht alle Eltern oder Familienverhältnisse. Aber es ist wirklich schade, wie sehr einige Eltern in solchen Dingen die Wünsche ihrer Kinder hinten anstellen. Ich drück dir die Daumen, dass es leichter wird. Es wird deutlich einfacher sobald die Kinder selbst zum Hörer greifen und sich verabreden.
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Ich kenne dieses Problem nur zu gut. Ich frage mich immer wieder warum die anderen Eltern sich so verhalten? Was ist besser an denen? Oder was ist besser an deren Kinder? Und warum reden die Eltern nicht Klartext wo das Problem ist? Ständig bettelt man nach Verabredungen und es kommen nur Ausreden oder teilweise wird man sogar ignoriert. Mir tut es nur im Herzen weh!
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