Mental Load – mein unsichtbarer Endgegner

Vor ein paar Monaten unterhielt ich mich mit einer Freundin über unseren aktuellen Alltag. Wir waren beide gerade sauer auf unsere Männer, ohne dass irgendwas bestimmtes vorgefallen war. Wir redeten uns so richtig in Rage und man merkte wie gut wir uns beide dabei zunehmend fühlten. Endlich waren wir nicht mehr allein mit unseren Gefühlen der Überforderung im Alltag und mit unseren Männern, die… nennen wir es mal „stets bemüht“ sind uns zu unterstützen. Kurz darauf schickte sie mir den Link über die mentale Last der Mütter. Bäääähm, was für ein Schlag ins Gesicht. Soviel Wahrheit in so wenig Sätzen. Mütter machen statistisch nicht nur mehr im Haushalt. Auch all die Planerei und Denkerei rund ums Familienleben bleibt fast immer an ihnen hängen. Die Väter währenddessen nehmen häufig nur noch Helferrollen im Alltag ein und reagieren hauptsächlich auf Ansagen statt aus Eigeninitiative.

Diesen Comic über Mental Load lese ich seitdem immer wieder und ich schicke ihn auch regelmäßig in meinem Umfeld herum, sobald ich das Gefühl habe, da sitzt mal wieder jemand im selben Boot.

Die erste Erkenntnis danach war für mich wohl die wichtigste.

AUCH ICH HABE EIN MENTAL LOAD PROBLEM.

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Ich bin mit meiner chronischen Verpeiltheit gar nicht schuld daran, dass ich oftmals nicht mehr weiß, wo vorn und hinten ist. Ich bin gar nicht zu doof, um Job, Studium und all das ganze Familiengedoens nebenbei zu wuppen. Je mehr ich über das Thema Mental Load lese, umso sicherer werde ich: Das, was ich „nebenbei“ wuppe, kann und will ich auf die Dauer gar nicht alleine schaffen. Es ist höchste Zeit daran etwas zu ändern.

Ich habe schonmal darüber geschrieben, dass ich während meiner Elternzeiten eigentlich alles an mich gerissen habe, was mit dem Thema Familie zu tun hatte. Haushalt, Kitasuche, Termine, bliblablub. Seitdem ich vormittags arbeite oder lerne, hat sich zwar schon etwas in der Verteilung unserer täglichen Arbeiten getan, dennoch hatte ich bisher immer das Gefühl, es sei noch nicht genug.

Ich bin überhaupt kein Freund von gegenseitigem Aufrechnen. Doch erst als ich tatsächlich mal eine Liste gemacht habe mit allem drum und dran, war mir schnell klar, woher dieses Gefühl kommt. Selbst wenn mein Mann noch einiges macht nach der Arbeit, ist die Liste danach trotzdem noch endlos. Außerdem habe ich einen entscheidenden Punkt bisher überhaupt nicht bedacht:

Die Verantwortung ist das eigentliche Problem – nicht die Ausführung.

Hat der Mann die Brote für die Kita geschmiert, war das zwar ein netter Praktikantenjob seinerseits. Die Verantwortung dafür, dass auch Obst in die Brotdose wandert, diese mit Trinkflasche UND Wechselsachen auch im Rucksack und unvergessbar vor der Haustür landet, blieb lange trotzdem bei mir. Gefühlt war das Brot belegen deshalb überhaupt keine Hilfe für mich. Seit ein paar Monaten kümmert sich der Mann nun komplett um den Frühstückskram. Meine einzige Aufgabe besteht lediglich darin, den Rücksack nicht zu vergessen. Naja, und darin mich zusammenzureißen, nicht nochmal gegenchecken, ob er auch an die Lieblingsnüsse der Mädchen und genügend Obst gedacht hat.

Denn da kommt auch schon das nächste Problem bei der Sache und zwar eins, das ich mir ganz allein zuschreiben muss.

DIE VERANTWORTUNG ABGEBEN, LOSLASSEN, MEINEM PARTNER VERTRAUEN, DIE AUFGABEN ZU ERLEDIGEN UND AUCH NOCH ZU AKZEPTIEREN, DASS ER ES ANDERS MACHT, SIND ECHTE HERAUSFORDERUNGEN FÜR MICH.

Mental Load ist kein Problem an dem jemand Schuld ist. Ich glaube auch nicht, dass wir als Paar zu irgendeiner Zeit etwas falsch gemacht haben und deshalb nun in dieser Misslage stecken. Zu dem Zeitpunkt, an dem wir eine Entscheidung über die Verteilung von Familienarbeit getroffen haben, war es die Richtige. Jetzt ist es an der Zeit gemeinsam neue Entscheidungen zu treffen, die fürs hier und jetzt gelten. Ob es funktioniert, wird man sehen (und hier lesen).

Ich bin froh, dass ich in letzter Zeit vermehrt von der Überlastung der Mütter durch denn alltäglichen Gedankenmarathon lese. Sich nicht alleine fühlen und die Möglichkeit zum Austausch zu sehen, ist und bleibt doch immer noch die beste Methode, um Motivation für eine Veränderung zu schöpfen. Für mehr ehrliche Texte über Mental Load empfehle ich euch, unbedingt den Blog Heute ist Musik von Laura zu diesem Thema zu durchforsten.

Wie sieht es bei euch mit der Arbeitsteilung in der Familie aus? Gibt es klare Aufgaben und Verantwortungen? Wie zufrieden seid ihr mit eurer Situation diesbezüglich? Hat sich viel verändert nachdem ihr als Mamas wieder in den Job eingestiegen seid? Könnt ihr mit eurem Partner darüber reden, wenn ihr das Gefühl habt, da läuft was nicht richtig?

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