Digitale Medien: FutureDad vs. OldschoolMom. Kinderkamera, Digitalkamera oder gleich ein Handy?

In der Regel sind mein Mann und ich ja ein super Team. Es gibt wenige Punkte in Sachen Erziehung, in denen wir ganz anderes ticken und ins diskutieren kommen. Wenn es aber doch mal Differenzen gibt, dann weil ich einen auf Oldschool mache und er gedanklich schon 2030 autonom durch die Gegend düst.

Beim Thema Medienerziehung zum Beispiel gab es bis vor kurzem heiße Debatten.

Immer wieder kam vom großen Kind die Frage auf, ob sie nicht eine eigene Kamera bekommen könnte. Gut dachte ich. Kann man sich ja mal mit beschäftigen…

Meine Vorstellung: robust, leicht bedienbar und gute Qualität. Beim Anblick der „Kinderkameras“ läuft es mir allerdings eiskalt den Rücken herunter. Max. 2-5 Megapixel, Musik abspielend und weder wasserdicht noch stoßfest. Das klingt für mich eher nach einem dieser fürchterlichen billig-Spielzeuge aus den Kinderzeitschriften, über die man sich nach kürzester Zeit ärgert. Ich will einfach NUR eine Kamera, ohne viel Gedöns & Schnickschnack und für mein Mädchen geeignet. Pädagogisch wertvoll und für kleine Nachwuchstalente geeignet.

Meine Schwester empfiehlt mir daraufhin ein paar gute digitale Sportkameras (wasser-/stoßfest), die ihre Kinder im ähnlichen Alter bekommen haben. Sofort fühle ich mich beim Recherchieren nach so einem Teil viel besser. Meine Zufriedenheit spiegelt sich aber auch im Preis von ca. 150€ wider und dafür, dass wir bisher nicht von einem echten Herzenswunsch sprechen, ist mir das eigentlich etwas zu viel.

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EIN HANDY FÜRS VORSCHULKIND?

Und dann kommt eines Abends der Mann um die Ecke und sorgt für noch mehr Schnappatmung bei mir, als der Anblick der bunten Plastikexemplare. Er hätte mal nach gebrauchten iPods gesucht. Die wären preislich vergleichbar mit der Sportkamera. Oder wie wäre es mit unserem alten Handy? Das könne sie doch gleich für mehrere Sachen nutzen.

Puuuhhhh. Echt jetzt? Ein Handy mit 5 1/2 Jahren? Ich spüre förmlich, wie sich mein Magen bei dem Gedanken zusammenzieht und möchte ihm einfach nur sagen, dass er das ganz schnell wieder vergessen kann. Doch da setzt der Mann auch schon zum Monolog an:

  • Großes Display zum angucken der Bilder.
  • Bedienen kann sie unsere iPhones eh schon recht gut.
  • Viele Apps bieten so viel Potential, sich kreativ mit Bild und Ton zu beschäftigen.
  • Hörbücher, Musik und Spiele sind eh schon dabei.
  • Und die Nutzung lässt sich prima über den Familienaccount einstellen und steuern.

Also: Wieso sollten wir so eine oldschool Kamera kaufen, die nur knipst, bei der der Speicher bald voll ist und die Bilder auf dem Briefmarken großen Display eh nicht mehr angeguckt werden?

Mist, verdammter. Seine Argumente sind gut. Richtig gut sogar. Doch mein Gefühl in der Magengegend verschwindet trotzdem nicht. Warum nur nicht, wenn ich nicht mal Gegenargumente beisteuern kann?

MEINE ANGST VOR ZU VIEL MEDIENKONSUM UND SEINEN FOLGEN

Die Antwort ist einfach. Ich habe Angst! Davor, dass mein Kind nur noch das Display vom Handy anstarrt und das richtige Spielen vergisst. Angst vor Streitereien über die Nutzung und vor meiner eigenen Unsicherheit darüber, was richtig oder zu viel Medienzeit ist.

Ich beschäftige mich also in den darauf folgenden Wochen viel mit dem Thema. Und siehe da. Meine Unsicherheit schwindet mit zunehmenden Wissen langsam und ich komme zu dem Entschluss, dass mein Mann Recht hat. Er richtet ein altes iPhone so kindgerecht ein, das es zum fotografieren, spielen und für Hörbücher zur Verfügung steht. Seit ungefähr drei Monaten ist es nun in Benutzung.

UND WIE LÄUFTS?

Es ist Sommer. Meine Tochter spielt am liebsten draußen. Rollenspiele, planschen und Höhlen bauen sind im Augenblick das Größte für sie. Wir lesen weiterhin viel gemeinsam. Das Handy liegt in der Schublade im Wohnzimmer und sie weiß auch genau wo. An einigen Tagen denkt sie an das mobile Gerät. An anderen vergisst sie völlig, dass es existiert. Manchmal hört sie nur ein Hörbuch oder zwei. Hunderte Fotos von unserem Schuppen, verwackelte Selfies und den Nasenlöchern der Schwester füllen den Speicher. Manchmal ist es tatsächlich schwer sie von einem Spiel zu trennen und es gibt den von mir befürchteten Streit. Doch damit kann ich dank dem gewünschtestem Wunschkind inzwischen gut umgehen. Wir reden dann darüber, wie müde der Kopf vom Fernsehen oder Spielen am Handy wird und ihre Reaktion wohl ein Zeichen dafür ist, dass dies gerade der Fall ist.

Sehr viel Input und Sicherheit zum Thema Medienerziehung gab es für mich außerdem beim meinem Besuch der Blogfamilia in Berlin und der Blogfamilär in Hamburg. Seitdem fühle ich mich nochmal darin bestätigt, dass wir auf einem guten Weg sind.

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Meine wichtigsten Erkenntnisse und unsere „Regeln“ bei der digitalen Erziehung im Überblick:

  • Informieren! Aus Angst hätte ich falsche Entscheidungen getroffen, wenn ich sie nicht durch Lernen über das Thema überwunden hätte.
  • Das Kind richtig begleiten! Neue Spiele testen wir gemeinsam. Ich erkläre dem Kind, warum ich glaube, es sei genug für heute oder mal für eine längere Zeit. Das Kind zeigt mir, was es so am Handy macht. Bei vielen Apps lernt das Kind immerhin auch etwas und lässt sich nicht nur berieseln.
  • Das Kind drückt den AUS-Knopf! Medienkompetenz ist Lernsache. Das erfordert manchmal einiges an Geduld. Inzwischen klappt es bei uns meistens super, ob beim Fernsehen, Tablet oder Handy.
  • Erst analog Kind sein – dann Mediennutzung! Hat mein Kind bereits den halben Tag draußen gespielt, die Natur erforscht, ein neues Legoschloss entworfen und mit Freunden Quatsch gemacht? Was spricht dann gegen eine Runde spielen oder Serie gucken am Handy oder zwei?
  • Richtlinien für Medienzeiten! Früher habe ich mich ziemlich streng an Empfehlungen gehalten und nach 20 Minuten den Fernseher ausgemacht. Heute entscheiden wir individuell, wie die Medienzeit in den Tag passt. War der Tag zum Beispiel voll mit Terminen und wir nur unterwegs, dann wird zu Hause lieber gespielt. Gab es jedoch sehr viel Zeit zum Spielen und rumträumen, kann auch mal etwas mehr Zeit am vor dem Bildschirm verbracht werden.
  • Mehr Vorbild sein! Puuuhhhh, die größte Herausforderung vielleicht bei der ganzen Sache? Beim Essen schnell gucken, wer geschrieben hat. Oder das Wetter checken wollen aber dann aus Versehen bei Instagram landen? Nicht ständig ziellos und unkontrolliert durch die sozialen Medien scrollen? Ich versuche inzwischen öfter die „analoge Zeit“ meiner Kinder ebenfalls für Abstinenz vom iPhone zu nutzen.

Ich bin froh, dass wir so für uns einen guten Einstieg gefunden haben. Irgendwann werden weitere Themen wie das Internet, YouTube und soziale Medien zum Thema werden. Ich bin gespannt, inwieweit sich meine Meinung und Ansichten dann vielleicht noch einmal verändern. Aber mittlerweile habe ich immerhin keine Angst mehr davor, denn ich weiß was ich zu tun habe.

Mir Wissen aneignen, mit dem ich mein Kind unterstützen und ihm einen guten Weg zeigen kann, mit diesen Medien umzugehen.

Ist das Thema digitale Erziehung für dich auch noch neu und du möchtest gar nicht erst in die Situation kommen, deine Ängste für dich sprechen zu lassen? Auf meinem Pinterest Board Familienleben – Medienerziehung habe ich Beiträge und Websites verlinkt, die mir weitergeholfen haben. 

Wie sieht es in eurer Familien mit der Nutzung von Tablets, Handys und Fernsehzeit aus? Habt ihr Regeln? Folgt ihr eurem Bauchgefühl oder haltet euch an Tipps von bestimmten Experten auf diesem Gebiet?

 

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