Besinnliche Vorweihnachtszeit, gemütliche Bastelnachmittage, leuchtende Kinderaugen beim Öffnen des Adventskalender. Steigende Vorfreude auf den Weihnachtsmann…
„Pustekuchen… von wegen… AM ARSCH“ kann ich da grad nur sagen.
„Karli hat Schoki im Adventskalender, das ist unfair.“
„Warum nicht jeden Tag ein Spielzeug?“
„Wieso ein Pixi? Davon haben wir doch schon so viele.“
„Was soll ich mit den Stiften?“
„Aber heut nicht wieder Stifte, oder?!“
„Ein Auto? Wofür soll das denn sein?“
„Mein Zettel ist schon mit Wünschen vollgemalt aber es sind noch nicht genug.“ (Gefolgt von Wutanfall)
Ich halte überhaupt nichts von Bestrafungen. Ich habe den Sinn fürs Kind darin nie verstanden und es lediglich als Befriedigungsmaßnahme für die Erwachsenen gesehen, wenn sie mit ihrem Latein am Ende sind. Doch heute war ich genau 15 Minuten lang fester Überzeugung, dass es der einzige Weg ist, aus dieser aktuellen Hölle herauszukommen.
Ich habe dem Kind gesagt… nein, ehrlicherweise habe ich ihr zugeschrien, dass es keinen Adventskalender mehr für sie gibt in diesem Jahr. Sechs Tütchen und genau sechs Mal Genörgel oder Geheule.
Und dann die Krönung am Nikolaus-Morgen: „Nur zwei Süßigkeiten im Stiefel? Warum nur so wenig?“
Das war zu viel für meine Nerven. „Undankbare Göre“ hab ich nur noch gedacht und alles Mögliche, was ich nie zu meinen Kindern sagen wollte, platzt plötzlich nur so aus mir heraus. Unter anderem halt auch, dass der Adventskalender weg kommt, weil es mich jeden Morgen wütend macht, wie wenig sie sich über ihre kleinen Überraschungen freut und dass ich sehr traurig darüber bin, wie undankbar sie ist.
Noch während papAhoi und ich am Frühstückstisch über die Situation reden, stelle ich meine Entscheidung jedoch in Frage:
Erwarte ich zu viel von ihr oder sie zu viel von mir? Ist sie verzogen oder einfach nur noch klein? Wieviel Dankbarkeit und Wertschätzung kann ich von einer 4-Jährigen erwarten? Und wie sieht die Lösung aus? Keinen Aufriss mehr machen, bis die Kinder größer sind? Durchziehen oder wieder hinhängen den Adventskalender? Und wie finde ich einen Weg, damit ich mich selbst nicht so gekränkt fühle, wenn meine Mühe nicht mit Freudestrahlen belohnt wird?
Mit etwas Abstand betrachtet und wenn ich lese, was ich hier so aufschreibe, denke ich, dass momentan an allen Ecken sehr viel Aufregung für meingroßes Kind lauert. Vielleicht ist es ja gar nicht zu wenig von allem sondern eher zu viel? Geschenke basteln im Kindergarten, besondere Ausflüge zum Weihnachtsmarkt, jeder redet vom Adventskalender, den vielen (oft spontan generierten) Wünschen, dem mysteriösen Weihnachtsmann und all dem Zeug, das er bringen könnte. Das Fernsehen und die Läden sind voll von Reiz überflutenden Gedöns, das einen völlig anschreit: „DU MUSST MICH HABEN.“
Beim Thema Weihnachten gibt es so viele Dinge, von denen meine Kinder den Sinn noch gar nicht verstehen und verstehen können. Bis jetzt ist es ein reiner Gaben-Marathon mit Showdown zum Fest. Es ist meine Aufgabe, sie in dieser stressigen Zeit zu begleiten, für die mir so wichtige, besinnliche Atmosphäre zu sorgen und ihr zu zeigen, dass Weihnachten einfach MEHR ist.
Das Aus für den Adventskalender soll auf jeden Fall nicht das letzes Wort sein. Ich habe ihn wieder aufgehängt, den Inhalt aber zum Teil ausgetauscht (gegen Schoki, Kekse oder Gummibärchen). Eine Entschuldigung beim Kind für meine Worte sind natürlich selbstverständlich.
Und nun würde ich gerne wissen, wie es bei euch so läuft? Alles entspannt oder ähnich stressig? Wie reagiert ihr auf so ein Verhalten von euren Kindern und was habt ihr zum Thema Dankbarkeit und Wertschätzung zu sagen? Ich würde gerne über das Thema mit euch diskutieren. Oder mir eunfach EURE Neren aufreibenden Geschichten anhören. Geteiltes Leid ist bekanntlich ja halbes Leid.
Hallo Kerstin,
ich kann Dich so gut verstehen! Ein bisschen Adventshölle ist immer, oder? Bei uns ist zwischen Adventskalender-Aufhängen und Nikolaus auch noch Kindergeburtstag und ich kann erst jetzt so langsam entspannen 🙂 Dein Beitrag erinnert mich total an meine Kindheit, in der mir zu Weihnachtsn auch immer gesagt wurde, ich müsste mich mehr freuen – tatsächlich konnte ich aber mit der Fülle an Geschenken einfach nicht umgehen – was ich jetzt an meinen Kindern ähnlich beobachte und daher gut verstehen kann. Ich wünsche Dir weiterhin gaaaanz starke Nerven und sende liebe Grüße vom Meer ins geliebte Niedersachsen
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Oh, wenn Grüße vom Meer kommen, geht’s mir doch gleich viel besser ☺️
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Hi Kerstin,
ja, es ist schon manchmal alles ein wenig viel, besonders im Advent! Ich selber mag die Zeit sehr gerne und plane immer unheimlich viele Dinge. Seitdem ich meine beiden Mädels habe, habe ich das ziemlich zurückgeschraubt…. Aus dem einfachen Grund, da es ihnen einfach zu viel wird (und mir auch!). Ich merke, dass nach dem Kindergarten, die Luft raus ist, besonders seitdem bei meiner Großen seit einem Monat der Mittagsschlaf zur Geschichte gehört… Daher verbringen wir schon seit einigen Wochen eher die Nachmittage ruhig Zuhause oder bei Freunden, aber nicht beim Kinderturnen oder solchen „Großveranstaltungen“. Das entspannt ziemlich…
Und da ich von dem Adventskalenderthema von ner Freundin gewarnt wurde, haben meine Mädels den identischen Kalender mit immer gleichen Dingen drin (entweder bekommen beide ein Pixie, oder halt beide Schoko….o.ä.). Heute habe ich gemerkt, dass der heutige Tage ein mega Overload war und habe mir für nächstes Jahr eine gedankliche Notiz gemacht (Nikolaus zuhause, im Kindergarten, von Nachbarn, vom Supermarkt, … alles ein bißchen viel.)
Halt die Ohren steif, natürlich ist man enttäuscht, wenn man sich ordentlich Mühe gibt und die Kurzen meckern (kommt ja leider häufiger als erwartet vor)… deine Maßnahmen hören meiner Meinung nach gut an -sie wissen noch nicht, was die Weihnachtszeit eigentlich bedeutet.
Hab eine schöne Weihnachtszeit!
Viele Grüße aus dem selben süßen Städtchen 🙂
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Hallo Lia, das mit dem nichts tun steht hier auch ganz groß auf dem Plan die nächsten Wochen. Ich musste sogar dem Opa für heute absagen, weil die Große nicht mal Lust auf Bilderbuchkino hat. Mit Freunden nachmittags spielen ist wohl echt das höchster der Gefühle grad.
Echt schade, dabei gibts doch grad so viele schöne Sachen hier zu entdecken 🙂
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Hallo Kerstin,
das Verhalten deiner Tochter erinnert mich ganz doll… an mich selbst!
Als Kind bin ich einmal zum Nikolaus wütend ausgeflippt, weil ich neben Süßkram „nur“ neue Hausschuhe bekommen hatte – und ich war deutlich älter als deine Kleine. Meine Mutter war total enttäuscht. Sie hatte sich viel Mühe gegeben und auch jedes Jahr einen Kalender selbst gebastelt und befüllt.
Erst im Gespräch mit meinen Klassenkameraden, die zum Nikolaus auch nur Kleinigkeiten bekommen hatten, wurde mir mein Verhalten bewusst. Das kann man von einer 4jährigen natürlich nicht erwarten.
Ich hatte dann mit meiner Mutter gesprochen und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass meine Erwartungen so hoch sind, weil ich auch über den Rest des Jahres immer bekommen habe, was ich wollte. Ich war schlicht verwöhnt.
Inzwischen habe ich selbst eine Tochter (6) und bekomme im Januar eine zweite.
Ich gehe mit Geschenken sparsam um. Auch Süßkram steht nicht ständig zur Verfügung. Es ist schwer, die Mäuse nicht zu verwöhnen. Aber es hilft! Jetzt freut sich meine große riesig über ein Pixibuch.
Natürlich ist jedes Kind anders. Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass es auch mit dem Verhalten der Eltern zusammenhängt und so die hohe Erwartungshaltung schlicht anerzogen wird. Eben weil Eltern ihren Kindern ja alles bieten möchten.
Aber keine Sorge, wenn sie 12 ist, kommt die Erkenntnis 😉
Ich wünsche euch noch eine schöne und besinnliche Adventszeit!
Viele Grüße
Janina
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Hallo Janina, bei uns fällt in der Tat häufiger mal was außer der Reihe ab und wie ich gestern noch im Gespräch rausgehört hat, trägt die blühende Fantasie von meiner Großen auch noch dazu bei, dass die Realität selten ihren zusammen geträumten Erwartungen entspricht. Schade, dass es erst so eskalieren musste, bevor mir das alles klar wurde.
Ich wünsche dir auch noch eine schöne Adventzeit!
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