Tschüß Baby. Hallo Kleinkind – Unser erstes Jahr mit Karli

Ich werde heute NUR glücklich und fröhlich sein…. sprach sie und fing bei ihren eigenen Worten „Guten Morgen, meine Geburtstagsmaus“ sofort an zu heulen. Jaaa, ich musste an Karlis 1. Geburtstag schon fünf Minuten nach dem Aufwachen von papAhoi getröstet werden.

So anstrengend das erste Jahr zu viert auch für uns alle war, an diesem Morgen bin ich nicht etwa froh, dass es vorbei ist, sondern denke wehmütig sowohl an die schweren als auch an die vielen schönen Stunden mit meinem Baby zurück.

Mein Baby, das so ganz anders bei uns ankam, als wir es uns vorgestellt haben. Und weil es darüber bisher wenig zu lesen gab, wird es wohl mal höchste Zeit, dass ich darüber schreibe, warum es hier eigentlich so verdammt ruhig war im letzten Jahr.

In den ersten drei Monaten wohnten wir mit einem Baby zusammen, das permanent unzufrieden war und fast ausschließlich schrie. Morgens nachdem wir Smarti in dem Kindergarten gebracht hatten 1-2 Stunden, auf dem Nachhauseweg am Nachmittag 30 Min-1 Stunde und abends nochmal 2 Stunden. Und das jeden Tag!!! Halbwegs okay waren ausschließlich die Stillzeiten, das Tragen im Fliegergriff, über der Schulter hängend oder zum Schlafen in der Trage (leider ausschließlich zum schlafen und keine Minute länger). Sie ließ sich nicht im Kinderwagen ablegen, schlief tagsüber max. 30 Minuten am Stück, nachts nach einer erschöpfenden Schreiorgie dafür immerhin auch mal 4-5 Stunden. Fast jedes Wickeln ging mit einem kurzen aber heftigen Schreianfall einher.

Die Nachmittage allein mit zwei Kindern waren unter diesen Umständen sehr kräftezehrend und ich weiß gar nicht, wie ich der Smartimaus jemals dafür danken kann, dass sie all dies so einfach hingenommen hat. Schnell zog Tinny bei uns ein und auch ihr muss ich wohl von Herzen danken, dass sie Smarti stets eine so gute Stütze war und ist. Das Baby hatte oft Vorrang und für die gerade mal 3-Jährige Schwester war dies fast wie eine Selbstverständlichkeit. Der Liebe zu ihrer kleinen „Erdbeere“ tat das keinen Abbruch.

Nach drei Monaten besserte sich das Schreien am Tage. Abends trugen papAhoi und ich weiterhin 2 Stunden ein schwitzendes, lauthals brüllendes Baby im abgedunkelten Schlafzimmer herum, bis es vor lauter Erschöpfung einschlief. Zudem schlief Karli nun nachts max. 2 Stunden am Stück. Wir hatten viel darauf gesetzt, dass der Spuk nach 3 Monaten schon ein Ende haben wird und verzweifelten langsam. Bauchweh, Blockaden und andere Wehwehchen konnten ausgeschlossen werden und so blieb einzig die Vermutung, dass Karli zu viele Reize aufnahm, tagsüber jedoch zu wenig schlief um diese zu verarbeiten. Doch wie sollte ich sie davor schützen. Wir unternahmen schon kaum noch etwas und verbrachten einen ziemlich einsamen Sommer. Wer einen Nachmittag mit uns und der schreienden Karli überstanden hatte, wollte sich das so schnell wohl nicht nochmal antun. Die Verabredungen wurden erst weniger und blieben irgendwann ganz aus. Nach ca. 5 Monaten verbrachten papAhoi und ich die Abende immer häufiger gemeinsam mit Karli, weil ich wirklich Angst bekam, ich könnte sie in meiner permanenten Anspannung doch irgendwann mal schütteln. Er kam früher nach Hause, reduzierte Dienstreisen soweit es irgendwie ging und wenn er uns doch mal allein lassen musste, fuhr ich zu meinen Eltern oder meine Mama kam zu uns.

Seit dem 7. Monat ist auch abends Ruhe. Zumindest, solange wir uns an bestimmte Regeln halten. Bis heute darf ausschließlich ich Karli abends ins Bett bringen und auch wenn sie wieder aufwacht, wagt papAhoi es lieber nicht, ins Schlafzimmer zu gehen. Seit ca. 3 Wochen kann ich endich mal wieder mehr als 2-3 Stunden am Stück schlafen, denn von heut auf morgen schläft Karli nun auch nachts wieder besser.

Unser Alltag hat sich deutlich entspannt, seitdem Karli sitzen, krabbeln und stehen kann. Das Wickeln klappte um einiges besser, als sie mit Hilfe stehen konnte (wir haben sie dann auch im Stehen gewickelt) und seitdem sie frei stehen kann, lässt sie sich (aber nur zu Hause auf dem Boden) auch wieder hinlegen. Warum das so ist, kann ich mir gar nicht erklären.

Jetzt, wo aus dem Baby ein Kleinkind wird, ist Karli sehr laut, ziemlich eifersüchtig (vor allem auf Smarti), fordernd und möchte am liebsten den ganzen Tag nur auf meinem Arm oder in der Trage verbringen. Bin ich verfügbar, akzeptiert sie kaum andere Bezugspersonen. Wie ihre Schwester ist auch sie ein echtes Mamakind. Doch mittlerweile kann ich mich trotzdem auch mal davonstehlen und mir eine Auszeit gönnen. Denn wenn ich nicht da bin, klappt es tagsüber auch mit papAhoi wunderbar.

Und auch wenn unser erstes gemeinsames Jahr nicht gerade bilderbuchtauglich erscheint, ich dauermüde und mehr verplant denn je bin, möchte ich es auf keinen Fall tauschen. Denn wir sind als Familie, Eltern und Paar noch mehr zusammengewachsen. Dieses Kind zeigt uns, was alles in uns steckt und holt uns aus der Komfortzone. Ihr Fordern zwingt mich aufmerksamer ihr und Smarti gegenüber zu sein und das ist gut so. Sie steckt uns mit ihrem lustigen Reibeisen-ähnlichen Lachen an, ist neugierig, kontaktfreudig und meist fröhlich (wenn ich denn aufmerksam genug bin). Und das Beste ist: am Morgen ist sie so verkuschelt gut gelaunt, dass ich fast immer motiviert in den neuen Tag starte.

Also, kleiner Wirbelwind vom anderen Stern, bleib genau so, wie du bist! Wir freuen uns wahnsinnig auf das nächste spannende Jahr mit dir.

8 Gedanken zu “Tschüß Baby. Hallo Kleinkind – Unser erstes Jahr mit Karli

  1. Meine Große war auch ein high high need baby. Jetzt wird sie imSommer 4 und sie ist zu einer wunderbaren sensiblen, einfühlsamen aber auch verrückten, großen Schwester herangewachsen, dass ich nur sagen kann: es lohnt sich so unendlich. ❤ Aber obwohl ich natürlich keine Zeit mir ihr missen möchte, so genieße ich doch sehr, wie sie größer und selbstständiger wird. 😉 LG Sonja

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    • Mein Mann sagt, dass die Große (abgesehen vom schreien) auch so ein Klebekimd war. Das hab ich gar nicht mehr so auf dem Schirm. Ich bin also zuversichtlich, dass es nur noch besser wird ☺️

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      • Ich glaub das ist echt so ein Schutzeffekt, dass man die doofen Dinge dann ausblendet. 🤷‍♀️ Ich fand das erste Lebensjahr trotz aller Unterschiede auch bei beiden Kindern einfach sackanstrengend. Aber Zuversicht ist glaub ich nie eine schlechte Idee. 😁

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  2. Beim lesen musste ich weinen, soviel erinnert mich an das erste Jahr mit meinem Sohn. Ich habe „nur“ ein Kind, wie das mit zwei gehen soll, ohne das große zu vernachlässigen, kann ich mir nicht vorstellen. Wenn ich an die Zukunft denke, sind wir als Familie noch nicht komplett. Aber ich weiß nicht, ob ich mich da noch einmal drüber traue.

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    • Wie alt ist dein Sohn denn? Wann der richtige Zeitpunkt ist, wird sich dann schon zeigen. Bei mir kam der Wunsch nach einem zweiten sehr plötzlich. Bei uns war Nr. 1 aber auch sehr pflegeleicht. Das wird bei dir dann vielleicht ja beim 2. so… Man weiß ja einfach nie, wer da zu einem kommt und eigentlich ist das auch ganz gut so.

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