Ein Tag auf dem Campingplatz

Ich wache auf und stelle erschrocken fest, dass es schon nach 8.00 Uhr ist… Das Kind muss ich nicht suchen. Auf den paar Quadrat(milli)metern im Bulli kann es über Nacht kaum verloren gegangen sein. Es atmet auch noch, und das laut und zufrieden. Der Mann und ich sind völlig überfordert. Da ist dieses komische Gefühl. Wir spüren es beide. Wir erinnern uns auch dunkel daran… Wie hieß es noch???

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AUSGESCHLAFEN!!! Das ist es. Wach-wach und nicht nur körperlich anwesend. Wahnsinn! Nachdem wir noch eine halbe Stunde gewartet und kopfschüttelnd das süße, schlafende Ding beobachtet haben, gehen die Augen auf. „Sasser“ (Wasser) sagt sie mit leuchtenden Augen als erstes, nachdem sie sich hingesetzt hat und zeigt dabei auf dem Weg, der direkt zum Meer führt. Vom Campingplatz bis zum Strandaufgang sind es keine 500 m.

Der Geruch vom Gaskocher und frischem Kaffee weckt Kindheitserinnerungen an die Ferienzeit bei der Oma. Die Laune wird immer besser. Während das Kind schwer damit beschäftigt ist, das erste Outfit noch vor dem Frühstück mit Sand, Moos und Kiefernnadeln zu dekorieren, geht der Mann frisches Baguette vom Bäcker holen. Danach gibt’s Frühstück in der Morgensonne. Herrlich!

Nun folgt die erste Überwindung des Tages. Das Aufsuchen der sanitären Anlagen. Was wird mich heute auf diesem (alles andere als) stillen Örtchen erwarten? Während der 200 m bis zum Waschhaus läuft in meinem Kopf Musik aus einem Alfred Hitchcock Film. Hinsetzen oder nicht, das ist hier keine Frage. Plötzlich sehe ich das Auto des Reinigungstrupps. Sie haben ihre Arbeit soeben vollendet. Die Musik verstummt auf Kommando. Alles gut!

Ein paar Minuten später entdecke ich dann aber doch das Grauen… direkt vor mir… auf zwei Beinen. Ein knöchriger, mit Mückenstichen übersäter Rentnerarsch springt mir vors Gesicht als ich den Waschbereich betrete. Der Anblick brennt sich sofort in mein Hirn ein. Die komplette Duschzeit bin ich damit beschäftigt, das fürchterliche Kopfkino zu verdrängen, leider nur mit mäßigem Erfolg. Auf dem Rückweg zum Bulli entdecke ich das den Grauen dann gleich nochmal, diesmal leicht bekleidet und zusammen mit einer wunderschönen, höchstens volljährigen Blondine an der Hand. Die Bilder in meinem Kopf werden nicht besser….

…bis ich am Platz der Surfer vorbeikomme. Sie sind gerade zurück vom Strand und stecken noch in ihren Neos. Ich kann kaum so langsam gehen, wie ich gerne möchte und fast in Zeitlupe schwebe ich an ihnen vorbei, während sich einer nach dem anderen entblößt. Ich schäme mich nicht einmal als mich einer von ihnen beim glotzen erwischt und mir zuwinkt. Das habe ich mir doch echt verdient nach diesem…. Was war noch gleich passiert? Habs irgendwie vergessen.

Breit grinsend zurück am Platz wartet die nächste Überraschung. Das Kind schläft.  Mit einem Berg voller Geschirr wage ich mich zurück zum Waschhaus. Ein letztes Mal vergewissere ich mich, dass es hier wirklich kein Gerät gibt, das die Arbeit für mich erledigt und spüle schließlich selbst. Wie entspannt das sein kann, wenn niemand an der Hose zieht oder die eingeräumten Sachen wieder ausräumt.

Den Rest des Tages verbringen wir am Strand. „Sasser“ ohne Ende. Das Abendessen wird auch gleich dorthin outgesourct, denn ich habe beim Schnick, Schnack, Schnuck auch den nächsten Abwasch gewonnen. (Soooo entspannend ist das ja nun auch wieder nicht.)

Als letzte Amtshandlung gilt es nun NUR NOCH, das völlig überdrehte Kleinkind ins Bett zu stecken. Vorher noch kurz Pipi machen? Achwas, das mach ich danach.

45 Minuten später haben wir Zähne geputzt, ein Buch angesehen und unser Lied gesungen. Außerdem hat das Kind alle Körperteile, die es kennt aufgezählt und gezeigt… Bei sich, bei Mami, Teddy und Püppi. Der Weg zum Klo wird gedanklich immer länger. Aber jetzt sieht sie langsam müde aus.

Oder auch nicht. Noch fünf mal hinsetzen, Gardinen am Bullifenster schieben, einschlafen antäuschen, Teddy ein Schlaflied singen und einem gefühlten Kilometer zum Klo, dann ist Ruhe. Endlich kann ich gaaaanz vorsichtig  losschleichen. Rennen wäre zu gefährlich. Mit Mühe und Not erreiche ich die Klos. Wieder sehe ich den Bus der Putzteufel, doch diesmal wird direkt vor meiner Nase abgesperrt. Vor den Augen der letzten Kinder auf dem Spielplatz beginne ich eine Art (und scheinbar gruseligen) Ententanz, gepaart mit lautem, angestrengten Schnaufen. Bis das erste Klo frei wird, habe ich damit fast alle Kinder vergrault. Mit einem gekonnten Seitenhieb stoße ich den letzten Jungen beiseite und stürme vor ihm in die Kabine. Ein schrilles und lauten „Halleluja“ ertönt in meinem Kopf, als ich endlich meinen Gefühlen freien Lauf lassen kann.  Nach dieser Aufregung hätte ich mir ja eigentlich noch einmal die Surferboys verdient, denke ich auf dem Weg zurück. Deren Camp ist aber leider leer.

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Doch ich entdecke etwas viel besseres als ich mich unserem Bulli nähere. Der Mann sitzt in der Abendsonne und wartet auf mich. Eine Flasche Wein auf dem Tisch, eine Decke zum einkuscheln auf meinem Stuhl direkt neben ihm. Wir quatschen, halten Händchen und plötzlich sind die Sterne am Himmel.  Jetzt kommt ein ganz anderes Urlaubsfeeling auf. Wie weit das Babyphone wohl reicht???

Nach unserem Ausflug schlafen wir glücklich und zufrieden neben unserem Kind ein. Es ist weit nach Mitternacht. Macht aber nichts. Wir können ja AUSSCHLAFEN.

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