Gestern kam endlich der erlösende Anruf mit den Worten „Wir möchten eurer Kind gerne in unserer Krippengruppe aufnehmen“.
Bis dahin war es ein weiter Weg. Als wir uns endlich in unseren neuen vier Wänden eingelebt haben, beginne ich so langsam mit der Suche nach einer Betreuungseinrichtung. Viiiiieeeeel zu laaaaangsaaaaam wie ich schnell feststellen muss. Bevor ich mir mal eine KITA ansehen kann, gilt es nämlich erstmal den Wortschatz auf Vordermann zu bringen.
Waldorf, Montessori, Situationsansatz, Freinet, Reggio, Betreuungsschlüssel, offenes Konzept, Bezugserzieher, Waldkindergarten… OK, das wird wohl nichts mit „mal eben KITAS raussuchen“.
Ich habe ein kurzes Déjà-vu ans Ende meiner Studienzeit. Damals musste ich auch manchmal die Stellenanzeigen komplett lesen, bevor ich mir vorstellen konnte, was sich hinter dieser skurrilen Jobbezeichnung verbirgt. Wollte ich lieber Junior Consultant Valuation & Transaction Advisory, Space Consultant oder Junior Assetmanager werden???
Nach eingehendem Studium (der Konzepte) entscheide ich, vorerst nichts zu entscheiden. Hauptkriterien werden für mich sein, ob ich die Einrichtung und die Erzieher mag. Aber mein banales Vorgehen werde ich niemandem verraten. Glücklicherweise ist mein erziehungsberechtigter Mitstreiter sofort damit einverstanden.
Ich mache also überall Besichtigungstermine, gucke mir die Räume an, frage nach dem Essen, Betreuungszeiten und was der Spaß denn kosten soll. Ganz nebenbei achte ich immer wieder aber eher unbewusst auf die Kindernamen an den Garderoben. Bei zu vielen „Ach-du-sch…-Entdeckungen“ landet die KITA leider sofort auf dem C-Stapel der Wunscheinrichtungen (man bin ich oberflächlich). Alle anderen Einrichtungen, die uns gefallen, erhalten eine Anmeldung.
Zu Hause mache ich etwas, das mir höchst peinlich ist. Der Mann, ein Nerd vom Feinsten, lacht hingegen triumphierend: Ich bastel mir eine Excel-Tabelle!!! Darin vergleiche ich die besuchten KITAs nach verschiedenen Kriterien (Kosten, Gruppengröße, Betreuungszeiten, Verpflegung, besondere Merkmale) und die drei Favoriten sind schnell gefunden.
Nun kommt das Kind tatsächlich in DEN Wunschkindergarten. Vorerst halbtags mit Option auf die Nachmittagsgruppe. Essen bio und vegetarisch, kleine Gruppen, kein spezielles Konzept, sondern von allem etwas (hoffentlich das Beste) und keine bis wenige wunderliche Namen.
Nur noch 6 Monate habe ich jetzt noch Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen. Heute könnte ich eine lange TO-DO-Liste schreiben, mit allen Dingen, die ich unbedingt erledigen will, wenn es ENDLICH soweit ist. Morgen werde ich mich wahrscheinlich fragen, wie mich solch egoistischen Gedanken überfallen konnten. Dinge tun, die ich will (zum Beispiel arbeiten) und dafür das dann 1 1/2-jährige Kind fremdbetreuen lassen. Mein armes, noch viel zu kleines Baby.
Warum gibt es eigentlich überall nur Tipps, wie man die Eingewöhnung in die KITA für das Kind so leicht wie möglich machen kann??? Ich will auch einen Bezugserzieher, der mich in den Arm nimmt oder eine Frau mit langem Walle-Walle-Rock, an deren Rockzipfel ich mich hängen kann, wenn ich allein aus dem Kindergarten komme.
Vielleicht gibt es hier ja bis dahin Leser, die mir mit Rat und Tat beiseite stehen.